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Südpfalz
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„Prävention steht über allem“

Interview mit der Landesvorsitzenden des WEISSEN RINGS, Sabine Bätzing-Lichtenthäler

V.li.: Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Heinz Pollini, die Beigeordnete der Gemeinde Leimersheim, Elke Huber, und der 2. Beigeordnete der VG Rülzheim, Günter Dreyer.

Foto: Weißer Ring

Etwas mehr als 100 Tage ist Sabine Bätzing-Lichtenthäler Landesvorsitzende des WEISSEN RINGS Rheinland-Pfalz – Zeit also, eine erste Bilanz zu ziehen.

Auf ihrer Tour durch die 27 Außenstellen des Landes machte die 47-Jährige, die gleichzeitig Fraktionsvorsitzende der SPD im rheinland-pfälzischen Landtag ist, Ende August auch in Leimersheim Station. Hier traf sie den Außenstellenleiter für die Kreise Germersheim und Südliche Weinstraße sowie für Landau, Heinz Pollini und die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zuvor sprach sie mit Pollini, dem Beigeordneten der Verbandsgemeinde Günter Dreyer und der Beigeordneten der Ortsgemeinde Leimersheim, Elke Huber, über die Arbeit des WEISSEN RINGS.

Frau Bätzing-Lichtenthäler, was hat Sie dazu bewogen, den Landesvorsitz des WEISSEN RINGS zu übernehmen?

Sabine Bätzing-Lichtenthäler: Ich kenne den WEISSEN RING schon sehr lange aufgrund seiner Präventionsarbeit. 2002 wurde ich zur Bundestagsabgeordneten gewählt und hatte im Rahmen meiner Wahlkreisarbeit den ersten Kontakt mit „meiner Außenstelle“, wo ich Präventionsprojekte des Weissen Rings zu Cybermobbing an Schulen begleitet habe. Als Drogenbeauftragte der Bundesregierung war mir auch die Präventionsarbeit immer ein Herzensanliegen. Sie steht über allem. In meiner Zeit als rheinland-pfälzische Sozialministerin haben wir dann insgesamt acht Traumaambulanzen – unter anderem auch in Landau - nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG) gemeinsam aufgebaut. Vor allem leistet der WEISSE RING ganz konkrete und individuelle Hilfe  – das entspricht auch meiner Arbeitsweise als Politikerin. Ich bin Teamplayerin und habe in 20 Jahren in der Politik gelernt, dass Organisation das A und O ist – man muss sich miteinander abstimmen, verbindliche Zusagen geben und diese auch einhalten. Nach dem viel überraschenden, viel zu frühen Tod des Landesvorsitzenden Werner Keggenhoff wurde ich gefragt, ob ich mir eine Kandidatur vorstellen könnte und ich habe aus vollstem Herzen und Überzeugung ja gesagt und wurde dann dann im Mai auch gewählt. Es ist eine große Ehre für mich, dieser Organisation als Landesvorsitzende vorstehen zu dürfen.

Was war der Schwerpunkt Ihrer Arbeit in den ersten 100 Tagen?

Bätzing-Lichtenthäler: Der WEISSE RING lebt von den Ehrenamtlichen in seinen Außenstellen, also war es mir wichtig, zu erfahren, welche Anliegen es dort konkret gibt, welche Themen sie bewegen und wie wir als Landesvorstand unterstützen können. Daher besuche ich derzeit alle 27 Außenstellen mit ihren Teams. Der WEISSE RING befindet sich bundesweit im Umbruch, so hat es einen Generationenwechsel gegeben – in zehn von 18 Landesverbänden sind neue Vorsitzende gewählt worden; und was mich auch freut: Davon sind 50 Prozent sind Frauen. Ein großes, weil wichtiges Ziel ist es, dass wir uns auch über die Grenzen der Bundesländer hinweg austauschen.

Heinz Pollini hat erzählt, dass Sie bei Fragen und Anliegen immer sehr schnell reagieren – sogar nach Feierabend, sogar am Wochenende. Wie schaffen Sie das?

Bätzing-Lichtenthäler: Ohne das Smartphone läuft natürlich nichts. Ich sitze dienstlich bedingt sehr viel im Auto und arbeite von dort aus, checke Mails und Messenger-Nachrichten. Ich gebe immer Rückmeldung, so schnell es geht. Das ist mir auch sehr wichtig, denn das gehört zu der Verbindlichkeit und Teamarbeit dazu, die ich erwähnt hatte. Umgekehrt erwarte ich das allerdings auch – vielleicht nicht sofort, aber rechtzeitig. Ich ertappe mich allerdings manchmal bei der Frage, wie das früher gewesen sein muss, wo es nicht so viele Kommunikationswege gab. Es ist alles schnelllebiger geworden, daran müssen wir uns anpassen. Aber natürlich muss auch die Familie das mittragen, gar keine Frage.

Wie ist der WEISSE RING organisiert?

Bätzing-Lichtenthäler: Der WEISSE RING wurde in Rheinland-Pfalz „geboren“, nämlich im Jahr 1976 durch Eduard Zimmermann, den Gründer von „Aktenzeichen XY“, das ja bis heute im ZDF läuft. Aus diesem Grund befindet sich die Bundesgeschäftsstelle auch in Mainz, nicht in Berlin. An der Spitze des WEISSEN RINGSS steht der (ehrenamtliche) Bundesvorstand. Die juristischen und Verwaltungsgeschäfte übernimmt die Bundesgeschäftsstelle mit ihren hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der WEISSE RING organisiert sich auf der nächsten Ebene in 18 Landesverbände – die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen verfügen über jeweils zwei Verbände. Die Vorsitzenden der Landesverbände arbeiten ehrenamtlich. Bundesweit gibt es rund 400 Außenstellen, 27 davon in Rheinland-Pfalz. Jede davon hat eine Außenstellenleitung, die für ihre Region verantwortlich ist; bei uns gibt es rund 200 Ehrenamtliche, die für diese Außenstellen tätig sind. Sie sind für die Basisarbeit, die Opferberatung und die Präventionsarbeit ehrenamtlich zuständig.

Wie finanziert sich der WEISSE RING?

Bätzing-Lichtenthäler: Wir finanzieren uns ausschließlich über Spenden, Mitgliedsbeiträge, Nachlässe von Verstorbenen oder Strafbeimessungen vor Gericht, wir erhalten keine staatliche Unterstützung. Das sichert uns auch die Unabhängigkeit. Dies gilt meines Wissens ansonsten nur noch für die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.

Welche Ausbildung haben die Ehrenamtlichen beim WEISSEN RING?

Bätzing-Lichtenthäler: Wir haben eine eigene Akademie für Fortbildungen und Qualifizierung. Es handelt sich um ein sehr anspruchsvolles und komplexes Ehrenamt, deshalb legen wir sehr viel Wert auf Qualität. Es gibt Pflichtseminare, die man besuchen muss, zudem gibt es Fort- und Weiterbildungen. Dies gilt für alle, auch für erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn gerade auch in unserem Ehrenamt wird man immer wieder mit neuen Sachverhalten und Delikten konfrontiert, auf die man vorbereitet sein muss.

Welcher Fall ist Ihnen persönlich in Erinnerung, der Sie besonders bewegt hat?

Bätzing-Lichtenthäler: Ich selbst bin nicht in der direktn Opferbetreuung tätig, aber natürlich absolviere ich wie jeder unserer Mitarbeitenden das Grundseminar, also bekomme ich schon einiges mit. Wenn man sich anschaut, dass über die Hälfte der Delikte, bei denen sich Opfer an den WEISSEN RING wenden, sexuelle und häusliche Gewaltdelikte sind und drei Viertel unserer Opfer, die wir beraten, Frauen sind, dann nimmt einen schon sehr mit. In meiner Außenstelle im Kreis Altenkirchen hatten wir einen Fall, bei dem ein junges Mädchen vergewaltigt worden war – da wird dann mit Gutachten hantiert und der Fokus auf den Täter gerichtet, während die Mutter um Gerechtigkeit für ihre traumatisierte Tochter kämpft. Als Mutter einer zwölfjährigen Tochter fühlt man da besonders mit. In solchen Fällen sind wir dann der richtige Ansprechpartner, um weiterzuhelfen, damit die Opfer zu ihrem Recht kommen.

Gewalt an Frauen ist ein großes Thema – inwieweit spielen Femizide (die Tötung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts, d. Red.) eine Rolle?

Bätzing-Lichtenthäler: Wir hatten 2021 in Deutschland über 140 Fälle von Femizide, meistens waren Partner oder Ex-Partner die Täter. Gerade, wenn man sich die Vorgeschichte anschaut, bevor es zur Tat gekommen ist, erkennt man da häufig eine gewisse Zwangsläufigkeit des Ablaufs. Deshalb ist auch hier Prävention das A und O. Wir hatten ja kürzlich auch in Germersheim einen Fall. In Rheinland-Pfalz betreiben wir daher ein bundesweit einmaliges Hochrisikomanagement, wo die Akteure, also Polizei, Frauenhäuser, WEISSER RING, Jugendamt, Interventionszentren, Staatsanwaltschaft und so weiter zusammenarbeiten. Einmal monatlich gibt es dazu eine Konferenz, wir sprechen darüber, wo es noch hakt, was zu tun ist, um Probleme zu beheben, wer welche Aufgaben erfüllen muss und mehr. Wichtig ist neben der Prävention, den Opfern schnell und so unbürokratisch wie möglich zu helfen.

Das Jahresthema des WEISSEN RINGS ist „Zivilcourage“ – ein schwieriges Feld, denkt man nur daran, dass mutige Eingriffe mitunter tödlich enden können. Was raten Sie Menschen, die Zeuge eines Übergriffs werden, aber sich nicht in Gefahr bringen möchten?

Bätzing-Lichtenthäler: Das Thema wird jährlich vom Bundesverband gesetzt – wir als Landesverband haben dazu noch keine Aktion gestartet, aber unsere Außenstellen greifen das natürlich auf. Auch bei der Außenstellenleitertagung werden wir darüber noch einmal sprechen. Generell ist Zivilcourage eine „Kultur des Hinschauens“, statt wegzusehen. Aber natürlich sollte sich niemand durch Zivilcourage in eigene Gefahr begeben, denn damit ist auch keinem geholfen. Wichtig ist, den Notruf zu wählen, sich an die Polizei zu wenden, Informationen weiterzugeben.

Allenthalben wird von einer „Verrohung“ der Gesellschaft berichtet, die Pandemie scheint hier wie ein Brandbeschleuniger gewirkt zu haben – inwieweit teilen Sie diese Wahrnehmung? Schlägt sich das auch in den Fallzahlen beim WEISSEN RING nieder?

Bätzing-Lichtenthäler: Wir können weder be- noch widerlegen, dass es durch Corona mehr Fälle gegeben hat. Es gibt aber Studien, die gezeigt haben, dass Menschen durch die Enge, durch die Beschränkungen, die es gab, erhöhter psychischer Belastung ausgesetzt waren.

Stichwort Verrohung: Wenn man sich die Social-Media-Präsenzen öffentlicher Stellen oder auch von Politikern ansieht, sind ironische Lachsmileys, aggressive oder herabwürdigende Kommentare deutlich in der Mehrzahl – wie geht man damit um?

Bätzing-Lichtenthäler: Man darf nicht alles an sich heranlassen, auch wenn es schwerfällt. Ich habe ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, ich kann nicht gut mit „Fake News“ und solchen Kommentaren umgehen. Deshalb schreibe ich dagegen auch selbst an, habe aber in meinem Fall zum Glück auch Follower, die das ebenfalls tun. Aber es gibt gewisse Grenzen: Wenn es zu Drohungen kommt, dann sperre ich auch User, bringe es auch zur Anzeige. Selbst wenn die Erfolgsaussichten gering sind – das Internet ist kein rechtsfreier Raum und es gibt keine Rechtfertigung für Hass und Hetze. Durch die Anzeige setze ich bewusst ein Zeichen und zeige klare Kante.

Das Thema Cybermobbing hatten Sie ja bereits angesprochen: Inwieweit hat das in den letzten Jahren zugenommen und welche Hilfe bietet der WEISSE RING dabei an?

Bätzing-Lichtenthäler: Sowohl in der Prävention auch in der Opferhilfe befassen wir uns mit diesem Thema. Eine meiner ersten persönlichen Begegnungen war ein Präventionsprojekt im Kreis Altenkirchen an einer Integrierten Gesamtschule. Wir gehen ganz konkret an Schulen, in Jugendeinrichtungen und zu Vereinen und bieten Präventionsstunden an, um für dieses Thema zu sensibilisieren. In der Außenstelle Koblenz war der WEISSE RING beispielsweise an einer Mädchenschule, da haben wir darüber informiert, wie man sich als Opfer von Cybermobbing verhält, dass man eine Vertrauensperson hinzuziehen und nicht für sich alleine bleiben soll, wie man das zur Anzeige bringt, und so weiter. Wir erleben nach solchen Veranstaltungen oft, dass sich im Nachhinein junge Menschen melden und sich mit ihren Problemen an uns wenden. Unsere Hilfsangebote sind wie bei anderen Delikten auch – Begleitung, Rechtsberatung und die Unterstützung beim Erstatten einer Anzeige. Und auf die Frage, inwieweit es zugenommen hat: Stalking und Mobbing als Themenfeld liegt hinter der sexualisierten und häuslichen Gewalt inzwischen auf Platz drei, die Opfer werden auch immer jünger. Das ist erschreckend!

Welche konkreten Projekte macht der WEISSE RING an Schulen zu diesem Thema?

Bätzing-Lichtenthäler: Es gab beispielsweise ein Kunstprojekt am Gymnasium Annweiler. Dort sollten Schülerinnen und Schüler die Situation als Opfer mit Fotos oder bearbeiteten Fotos darstellen. Zunächst stand die Klasse dem ablehnend gegenüber, aber letztlich kamen eindrucksvolle Bilder dabei heraus. Die wurden unter anderem im Sozialministerium und beim Rheinland-Pfalz-Tag ausgestellt. Kurz vor Weihnachten 2020 kamen die Schülerinnen und Schüler der Klasse dann auf uns zu: Sie hatten Geld für die Abifeier gesammelt, die aber wegen Corona ausfallen musste und sie haben das Geld dann dem WEISSEN RING gespendet. Das war ein gutes, nachhaltiges Projekt und wir sind froh über solche Veranstaltungen – das zeigt, dass wir etwas bewirken.

Inwieweit spielt die kulturelle Komponente eine Rolle dabei, sich an den WEISSEN RING zu wenden?

Bätzing-Lichtenthäler: Das spielt in der Tat eine Rolle, denn natürlich fällt es beispielsweise Frauen mit Migrationshintergrund sehr schwer, sich im Fall der Fälle an jemanden zu wenden, der nicht aus demselben Kulturkreis stammt. Da ist die Hemmschwelle einfach höher, zumal auch Aspekte wie Familienehre und ähnliches eine Rolle spielen. Es fehlen uns auch Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund, die es diesen Personen erleichtern würden, auf Augenhöhe Hilfe zu suchen und sich besser hineinzuversetzen. Daher bemühen wir uns aktiv darum, Menschen mit Migrationshintergrund als Ehrenamtliche zu gewinnen. Dazu gehen wir in die Öffentlichkeit, das ist das A und O. In Ludwigshafen waren wir beispielsweise bei der Fontäne, einem Kulturzentrum für Menschen mit Migrationshintergrund. Das sind Möglichkeiten, sich dort zu präsentieren und zu erklären, was der WEISSE RING tut.

Die Tagesschau hat jüngst über Kritik des WEISSEN RINGS berichtet, dass staatliche Hilfe bei den Opfern viel zu selten ankomme. Fast jeder zweite Antrag wird abgelehnt, nur 27,6 Prozent werden genehmigt. Wie kann das sein? Und wie kann man das ändern?

Bätzing-Lichtenthäler: Das Opferentschädigungsgesetz ist grundsätzlich ein gutes Gesetz, an dem der WEISSE RING auch stark beteiligt war und sein Know-how einbringen konnte. Nichtsdestoweniger gelingt es dem Staat nicht in jedem Fall, sein Hilfeversprechen einzulösen. Es gibt zu viele Ablehnungen und Fälle, die sich aus anderen Gründen „erledigen“. Um das zu ändern, gibt es mehrere Möglichkeiten. Einerseits, das Gesetz auf Bundesebene zu evaluieren, also beispielsweise die Anspruchsvoraussetzungen abzuändern. Da ist der Bund gefragt, die Länder setzen es um. In Rheinland-Pfalz liegen wir im oberen Mittelfeld, haben aber noch Luft nach oben. Ich halte es für sehr wichtig, den Austausch mit den Landesbehörden zu suchen, wie man gemeinsam etwas verbessern kann und dort, wo Opfer sich hinwenden, dafür zu sensibilisieren, dass es den WEISSEN RING und das OEG gibt und wie wir helfen – Krankenhäuser sind hier eine Anlaufstelle, die Polizei selbstverständlich auch.

Wie ist die Lage in der Außenstelle Südpfalz?

Bätzing-Lichtenthäler: Als Heinz Pollini die Außenstelle übernommen hat, war Prävention aufgrund von Personalmangel überhaupt nicht möglich, zumal die Leute ja auch erstmal ausgebildet werden müssen. Die Außenstelle hat inzwischen deutlich mehr Mitarbeitende, darunter auch relativ viele junge Leute. Inzwischen sind wir in Gesprächen mit den Polizeidienststellen in Landau, Germersheim und Wörth beziehungsweise auch mit der Zentralen Prävention Ludwigshafen (SB15), um mit ihnen gemeinsam Präventionsveranstaltungen durchzuführen. Wir hatten auch schon eine Anfrage der IGS Rülzheim, die wir damals noch ablehnen mussten – die Arbeit an Schulen ist aber definitiv einer der nächsten Schritte. Wir haben auch gemeinsam mit der VR Bank Südpfalz ein Kuvert für Bargeldabhebungen entwickelt, um hier das Augenmerk auf Trickbetrügereien und deren Prävention zu lenken. Zudem hatte die Außenstelle, als Heinz mit seiner Arbeit begann, nur drei, vier Ehrenamtliche und relativ wenige Fälle. Inzwischen ist es das Dreifache an Fällen. Das kommt auch daher, dass wir mehr Mitarbeitende haben und mehr Außenwerbung machen. Inzwischen sind sämtliche Leiter der Polizeidienststellen mit im Boot, auch die Politik ist sensibilisiert. Stand Ende August dieses Jahres sind wir bei 56 Fällen, 2020 waren es knapp über 40, 2021 schon 80.

Welche Herausforderungen sehen Sie in nächster Zeit für den WEISSEN RING?

Bätzing-Lichtenthäler: Um weiterhin Opfern Beistand zu leisten, braucht es das ehrenmtliche Engagement. Wir sind von daher immer bemüht, neue ehrenamtliche Mitarbeitende zu akquirieren. Wie erwähnt hätten wir natürlich gerne mehr Menschen mit Migrationshintergrund als Ehrenamtliche mit an Bord. Ein weiterer Aspekt ist das Thema der Digitalisierung und Transformation, das auch für uns eine Herausforderung ist. Eine unserer Hauptaufgaben aber ist und bleibt die Netzwerkarbeit: Wir haben unter anderem eine Kooperation mit dem Landessportbund und gehen in die Sportvereine. Auch haben wir in Rheinland-Pfalz eine Kooperationsvereinbarung mit der Polizei (Anm. d. Red.: Nachzulesen unter: https://rheinland-pfalz.weisser-ring.de/media-news/meldungen/12-12-2018-3. Wir müssen ja nicht alles selbst machen – je mehr die verantwortlichen Stellen miteinander kooperieren und voneinander wissen, desto besser ist es für alle Beteiligten. Grundsätzlich gilt es unseren Bekanntheitsgrad weiter zu erhöhen, denn nur wenn die Menschen von den Angeboten des WEISSEN RINGS wissen, können sie unsere Hilfe und Beratung in Anspruch nehmen. Bekanntheit ist das A und O.

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